Vortrag von Prof. Dr. Ferdinand Holbšck beim ãPriesterwerkÒ in Altštting 5./6. November 1971 in Altštting

 

Caterina von Siena (1347 – 1380) Ÿber das Priestertum

Caterina von Siena, neben Teresa von Avila die erste Kirchenlehrerin, hat sich auffallend stark mit dem Amtspriestertum, wie es ihr in PŠpsten, KardinŠlen, Bischšfen und einfachen Priestern gegenŸbertrat, auseinandergesetzt und leidenschaftlich erlebt und gespŸrt, wie die Reform der Kirche immer von der Reform des Klerus ihren Ausgang nehmen muss. Es ist aufschlussreich, dem Thema ãPriester und PriestertumÒ in den 380 Briefen und im ãDialogÒ der Heiligen nachzugehen, weil sich dabei manche Parallelen zur heutigen Situation des Klerus und der Kirche zeigen.

Caterina von Siena kommt aus den unteren Volksschichten; sie lernte erst mit 20 Jahren das Lesen und mit 30 Jahren erst das Schreiben und beschloss mit 33 Jahren in Rom ihr Leben, wo sie die letzten Lebensjahre in Gebet und Bu§e und vielen Leiden fŸr die Kirche und den Klerus verbracht hatte. Caterina, dieses 25. Kind der arbeitsamen, aber rauen Monna Lapa war bis zum 6. Lebensjahr Kind wie andere auch, durch nichts hervorragend, dann aber wurde sie durch eine Christusvision aus der gewšhnlichen Bahn geworfen, in der sie sich wie ihre Eltern, Geschwister und andere Menschen der damaligen Zeit bewegt hatte. Der Vater musste nun von seiner Tochter bekennen: ãEs ist etwas an ihr, das nicht in unseren engen bŸrgerlichen Rahmen passt.Ò Man wollte die herangereifte Caterina von ihrem vielen Beten und Fasten abbringen, auf ãvernŸnftigereÒ Gedanken bringen, man wollte sie verheiraten, aber sie widersetzte sich dem energisch. Sie ging aber auch nicht in ein Kloster. Sie bedurfte zu ihrer Sendung einer grš§eren Freiheit, als ihr die Ehe oder der Ordensstand gewŠhrt hŠtten. Caterina bewarb sich nur um die Aufnahme in den III. Orden des hl. Dominikus.

Mit dieser Aufnahme war die erste Etappe im Leben der Heiligen abgeschlossen. Bisher hatte sie gegen Šu§ere WiderstŠnde kŠmpfen mŸssen. Nun, da sie ganz zurŸckgezogen im Elternhaus lebte, konnte sie den Kampf gegen den inneren Feind fortsetzen. Um dem himmlischen Geliebten, dem sie sich geweiht hatte, ganz wohlgefŠllig zu werden, reinigte sie ihre Seele durch HŠrte gegen sich selbst in vielen Bu§werken. Wie es bei jeder jungen Liebe zu gehen pflegt, fŸhrte ihre Leidenschaft sie zu †bertreibungen. SpŠter erkannte sie Ma§ und Grenze der Aszese und schrieb: ãBu§e darf nur ein Mittel zur Entfaltung der Tugenden sein. Sie soll stets dem BedŸrfnis des Einzelnen und seinen seelischen Mšglichkeiten entsprechen.

Catharinas Visionen hŠuften sich nun. Als sie 19 Jahre alt war, erschien ihr Christus und sprach: ãTu von nun an, meine Tochter, mannhaft und ohne zu wanken, was meine Vorsehung in deine HŠnde legen wird! Du bist mit der Kraft des Glaubens gestŠrkt worden. So wirst du alle deine Widersacher siegreich Ÿberwinden!Ò Gott befahl ihr, unter den Menschen apostolisch zu wirken. Catharina aber widerstrebte: ãJetzt, da du mir alles bedeutest, sagst du mir, ich solle gehen und zu den Menschen zurŸckkehren? Dabei werde ich wohl sicher das Licht wieder verlieren, das ich jetzt besitze?Ò Der Herr aber antwortete ihr: ãSei ruhig, du sollst tŠtig sein, um den anderen zu helfen. Ich will mich dabei keineswegs von dir trennen, vielmehr mšchte ich dich durch die Liebe zum NŠchsten noch enger an mich binden. Du musst die Menschen zu Teilhabern des Heils machen, das du genie§t!Ò Sie entgegnete: ãich bin doch nur eine Frau, und es steht den Frauen nicht zu, zu lehren und Apostel zu sein! Vor ihnen hŠtten die MŠnner keinen Respekt. Au§erdem gehšrt es sich nicht, dass eine Frau sich mit MŠnnern unterhŠlt.Ò Aber auch dieser letzte Widerstand gegen ihre Berufung und Sendung wurde Ÿberwunden.

Hatte Catharina wie wohl jeder andere Mystiker auch zuerst den Drang in sich gefŸhlt, einzig und allein fŸr Gott da zu sein und sich ganz Gott allein hingeben zu mŸssen und alles andere abzuweisen, so begann sie bald schon zu verstehen, wie ihre Liebe zu Gott, um sich nach au§en als echt kundzutun, auf die Mitmenschen Ÿberstršmen mŸsse. Sie trat nun aus ihrer Einsamkeit heraus und begann, die Kranken in den SpitŠlern zu besuchen sowie Notleidende, verschŠmte Arme in der Nachbarschaft und sogar AussŠtzige zu betreuen. Ihr beschauliches Leben erlitt bei dieser caritativen TŠtigkeit keinerlei Einbu§e: die Visionen und Ekstasen gingen vielmehr unvermindert weiter; Mystik und caritative TŠtigkeit fšrderten sich bei Catharina gegenseitig so sehr, dass sie einen ungeahnten Grad der Steigerung erreichten. Aber sie war noch nicht am Ziel ihrer eigentlichen Berufung, die in erster Linie der hierarchisch verfassten Kirche, dem Papst und den Priestern gelten sollte.

In ihrem 24. Lebensjahr erlitt Catharinas Gesundheit einen totalen Zusammenbruch. Vier Stunden lang lag sie všllig leblos auf dem Lager. Man hielt sie fŸr tot. Als sie wieder zu sich kam, erklŠrte sie, sie sei gestorben, damit Christus in ihr lebe, sie sei aber auf Befehl Gottes zur Erde zurŸckgekehrt, um ihre apostolisches Wirken zu erweitern. TatsŠchlich entfaltete sie, die bisher kaum Ÿber den Bereich der Stadt Siena hinausgekommen war, seit ihrem mystischen Tod eine intensive TŠtigkeit, die weit Ÿber die Grenzen Italiens hinausgriff und weltgeschichtliche Folgen haben sollte in der Friedenspolitik und Kirchenpolitik, die sie nun in hšherem Auftrag betrieb.

Dabei lernte Catharina nun der Reihe nach Priester kennen. Zuerst mehr solche, die ihr feindselig gesinnt waren und sie fŸr eine scheinheilige Hysterikerin hielten. Gerade Priester aus dem Dominikanerorden verfolgten sie teilweise mit unbeschreiblicher GehŠssigkeit; man warf sie aus der Kirche auf die Stra§e hinaus, trat sie brutal mit FŸ§en, quŠlte sie in ihren Ekstasen, verweigerte ihr die Sakramente und beschimpfte sie pšbelhaft; der Dominikanergeneral zitierte sie vor das Generalkapitel des Ordens in Florenz, wo sie Ÿber ihr Leben und Tun Rechenschaft ablegen sollte. Aus all diesen PrŸfungen ging Catharina jedoch innerlich und Šu§erlich siegreich hervor, sie wuchs an Liebe und Kraft und wurde glŠnzend gerechtfertigt.

Man mšchte meinen, diese magere, blasse, krŠnkliche junge Frau, die unaufhšrlich betete, fast nichts a§, sich selbst kasteite und oft in Ekstase erstarrte, habe recht absto§end gewirkt, aber das Gegenteil war der Fall, sie besa§ schlie§lich eine ungeheure Anziehungskraft fŸr jene, die sie nŠher kennenlernten. In den Kreis ihrer Bewunderer traten bald gelehrte OrdensmŠnner, die sich anfangs ihr gegenŸber sehr skeptisch verhalten hatten. Raimund von Capua (+ 5. Okt. 1399), der gelehrte Theologe und spŠtere 23. General des Dominikanerordens, der anfangs Catharina sehr kritisch gegenŸberstand, wurde bei nŠherer Bekanntschaft mit ihr von Bewunderung fŸr sie ergriffen, er wurde spŠter ihr Beichtvater, Mitarbeiter und Biograph. Gerade aus den Briefen, die Catharina diesem seliggesprochenen Priester schrieb, lŠsst sich viel herausholen Ÿber ihre Sicht des Amtspriestertums, dessen Salbšl gemŠ§ der Mystik der hl. Catharina nicht so sehr das Chrisam, sondern das Kostbare Blut des ewigen Hohenpriesters Jesus Christus ist. Das gehšrt unbedingt beachtet. Fast jeden ihrer Briefe schreibt Catharina ãim kostbaren Blut JesuÒ. Das Blut ist ihr Symbol der priesterlich sich hinopfernden Liebe Christi und bedeutet fŸr sie Hingabe, Opfer, Gnade erneuertes Leben und Erlšsung. Es regte Catharina zu ŸberschwŠnglichen AussprŸchen an, die fŸr uns rationalistisch nŸchtern denkende Menschen des 20. Jahrhunderts kaum mehr zu verstehen sind: ãIch will Blut und im Blut befriedigt sich meine Seele!Ò ÒIch will, dass ihr untertaucht in diesem sŸ§en Blut, das vom Feuer der Liebe Jesu durchdrungen istÒ, so schreibt sie an Priester. ãOhne dieses Blut sind wir verloren.Ò ãDieses Blut wurde der Kirche anvertraut, es gibt den Sakramenten ihre Lebenskraft.Ò Wir empfangen es durch den Papst, den ãKellermeister des BlutesÒ, durch die Bischšfe und Priester. ãWer den Stellvertreter Christi missachtet, missachtet das Blut. Wer gegen den einen ist, ist gegen das andere, denn die beiden gehšren zusammen.Ò Das Blut ist das zentrale Symbol in Catharinas Sicht  der priesterlichen AmtstrŠger in der Kirche vom Papst bis zum letzten Priester.

Diese Blutmystik Catharinas wird besonders stark spŸrbar in folgenden SŠtzen, die sie an ihren Beichtvater Raimund von Capua schreib: ãTauchet unter im Blut des Gekreuzigten, badet Euch im Blute. SŠttigt Euch im Blute. Kleidet Euch im Blute. Und wenn Ihr schwach geworden seid, taufet Euch wieder im Blute. Und wenn der Teufel euch das Auge des Verstandes getrŸbt hat, so waschet Euch das Auge im Blute. Wenn ihr undankbar wart und die Gnadengaben nicht erkanntet, seid dankbar im Blute... In der WŠrme des Blutes verjagt die Finsternis, damit ihr ein ganz an die Wahrheit hingegebener BrŠutigam seid, ein echter Hirte und FŸhrer der Schafe, die euch anvertraut sind!Ò (Brief 93)

Um Catharinas Auffassung von der WŸrde und Grš§e des Amtspriestertums, vom pŠpstlichen Primat in der hierarchisch verfassten Kirche, von der Stellung der Bischšfe und Priester aufzuzeigen, mŸsste man der Reihe nach ihre wichtigsten Briefe zur Kenntnis bringen und diese dann deuten, angefangen von den Briefen an die PŠpste Gregor XI. und Urban VI. bis zu den Briefen an KardinŠle und an ihre BeichtvŠter. Es sind kŸhne, ja erschŸtternde Briefe, die in einer ungemein offenen, aber dabei doch immer von grš§ter Liebe zur Kirche und von grš§ter Ehrfurcht gegen das hierarchisch gestufte Amtspriestertum diktierten Sprache geschrieben sind.

Es seien aus diesen Briefen kommentarlos nur besonders aktuelle Stellen herausgegriffen – sie sprechen fŸr sich allein schon eine sehr deutliche Sprache -; dazu sei auch noch aus Caterinas ãDialogÒ das 123. Kapitel im vollen Wortlaut zur Kenntnis gebracht:

1.    SŠtze aus den Briefen an Papst Gregor XI.:

ã...zeigt Euch, Hl. Vater, als ein mannhafter Mann und ohne jede knechtische Furcht, dem Beispiel des guten und sŸ§en Jesus folgend, dessen Stellvertreter Ihr seid... Richtet Euer ganzes Augenmerk auf das geopferte Lamm, denn das Blut dieses Lammes wird Euch zu jedem Kampf stŠrken! Im Blute werdet Ihr jede Furcht verlieren, ein guter Hirte werdet Ihr dann werden und sein.  Und Ihr werdet Euer Leben einsetzen fŸr Eure Schafe!... Mir scheint, dass die ewige GŸte sich bereit macht, die gro§en Wšlfe in Schafe zu verwandeln... Ihr aber – das bin ich sicher – werdet sie wie ein Vater aufnehmen, ungeachtet der Beleidigungen und Verfolgungen, die sie euch zugefŸgt haben; Ihr werdet der sŸ§en Wahrheit folgen, die besagt, dass der gute Hirte, wenn er ein verirrtes Schaf gefunden hat, es auf seine Schultern nimmt und  zum Schafstall zurŸckbringt. Ja, so werdet Ihr es machen, Vater, das verirrte Schaf, da es wiedergefunden ist, werdet Ihr auf die Schulter der Liebe nehmen und der heiligen Kirche zurŸckstellen!Ò (Brief 6 von Ende MŠrz 1376)

ãHl. Vater, Eure unwŸrdige und armselige Tochter Caterina in Christus, dem sŸ§en Jesus, empfiehlt sich euch in seinem kostbaren Blute, im Verlangen, Euch mannhaft zu sehen, ohne irgendwelche Furcht oder fleischliche Liebe zu Euch selbst oder zu irgendeiner Kreatur, die dem Fleische nach mit Euch verwandt ist. ErwŠget und erkennt vor Gottes sŸ§em Angesicht, dass nichts Euer heiliges Verlangen so sehr hemmt und Anlass ist, die Ehre, Erhšhung und Erneuerung der heiligen Kirche z u verhindern, als gerade dies... Gott mšge durch seine unendliche Barmherzigkeit jede Leidenschaft und jede Lauheit von Euch nehmen und Euch zu einem anderen Menschen umformen... Gott fordert von Euch, dass Ihr Gerechtigkeit Ÿbt gegen das †berma§ an Ungerechtigkeit, von denen begangen, die sich nŠhren und weiden im Garten der heiligen Kirche... HŸtet Euch, so lieb euch das Leben ist, dass Ihr nicht der NachlŠssigkeit schuldig werdet und spielt nicht mit der Vollmacht des Hl. Geistes, die Euch auferlegt ist, weil Ihr sie vollstrecken kšnnt! Wenn Ihr Gerechtigkeit wollt, so kšnnt Ihr sie auch vollziehen. Frieden kšnnt Ihr haben, wenn Ihr von Euch werft die eitle Pracht und Weltfreude und nur Gottes ehre begehrt und das, was der heiligen Kirche geziemt. Die Gewalt, den Frieden denen zu geben, die ihn von euch verlangen, habt Ihr. Ihr seid ja reich und nicht arm, denn Ihr haltet ja die SchlŸssel des Himmelreiches in HŠnden; wem Ihr šffnet, dem ist es gešffnet, und verschlossen, wem Ihr es verschlie§t. Darum bitte ich Euch innig im Namen des gekreuzigten Christus, dass Ihr gehorsam seid dem Willen Gottes... auf dass nicht eines Tages das harte Wort an Euch ergehe: Verflucht seist du, dass du die Kraft und Zeit, die dir gegeben war, nicht benutzt hast!...Ò (Brief 13 vom 30. Juni 1376)

ãIhr sollt die Braut Christi, die Kirche reformieren mittels guter Hirten und guter Vorgesetzter... Lasst euch nicht die Notwendigkeit aufdrŠngen, die Hirten nach fremdem Belieben und nicht nach dem Euren zu berufen. Es ist nŠmlich eine schlechte Ma§nahme, aus irgendeinem Zwange Hirten und Vorgesetzte in die Kirche einzusetzen, die nicht tugendhaft und selbstlos sind... Die Hirten der Kirche dŸrfen nicht aufgeblasen sein von Hoffart, nicht Schweinen gleich durch den Schmutz des Lebenswandels, nicht dem Blatte gleich, das sich nach dem Wind des Reichtums und weltlicher Eitelkeit dreht!... Ihr bedŸrft der Hilfe Christi, des Gekreuzigten! In ihn also verlegt Eure Neigungen und WŸnsche und nicht in die Menschen und die menschliche Hilfe!...Ò (Brief 2 vom Januar 1377)

ãDer Teufel scheint Besitz ergriffen zu haben von der Welt, nicht durch sich selbst, da er nichts vermag, aber dadurch, dass wir sie ihm Ÿbergaben. Wohin ich mich wende, sehe ich, dass jeder dem Teufel die SchlŸssel zutrŠgt, die SchlŸssel der freien WillkŸr und des verkehrten Willens! Ich sehe die Laien, aber auch die Mšnche und die Geistlichen irdischen Freuden, €mtern und ReichtŸmern der Welt mit gro§er Verworfenheit und Niedertracht entgegenlaufen. Was ich aber vor allen anderen Dingen als hšchst abscheulich vor Gott ansehen muss, das sind die Blumen (die Priester), die in den mystischen Garten der heiligen Kirche gepflanzt sind und duftende Blumen sein sollten und deren Leben ein Spiegel der Tugenden sein sollte und die selber wahre Liebhaber der Ehre Gottes und des Heiles der Seelen sein mŸssten. Aber es entquillt ihnen nur ErbŠrmlichkeit und FŠulnis; sie sind Liebhaber ihres eigenen Selbst, sie vereinen ihre eigenen Fehler mit denen der anderen; besonders gro§ ist ihr Anteil an der Verfolgung, die an der sŸ§en Braut Christi und an Eurer Heiligkeit jetzt geschieht!... Gott will und fordert von Euch, Hl. Vater, dass Ihr, Eurer Macht gemŠ§, die Herrschaft den HŠnden des Teufels wieder entrei§t. Legt Hand an, von den Dienern der heiligen Kirche die FŠulnis wieder wegzunehmen. Rei§t die stinkenden Blumen aus und pflanzt die duftenden ein, tugendhafte MŠnner, die in der Furcht Gottes leben!...Gott will auch, dass ihr mehr auf die Seelen und auf die geistigen Dinge achtet als auf die zeitlichen! Geht mutig ans Werk, da Euch Gott zur Seite steht! BemŸht Euch ohne jede Furcht und verzagt nicht ob der gro§en BedrŠngnis und MŸhsal! Tršstet Euch mit Christus, dem sŸ§en Jesus! Denn aus den Dornen ersteht die Rose, und die vielen Verfolgungen fŸhren zur Neugestaltung der heiligen Kirche und zu dem Lichte, das die Finsternis von den Christen hebt und das Leben der UnglŠubigen und die Erhšhung des heiligen Kreuzes herbeifŸhrt!...Ò (Brief 12 vom 16. April 1377)

 

2.    Aus den Briefen an Papst Urban VI.:

ãVerzeiht mir, Hl. Vater: die Liebe drŠngt mich, Dinge zu sagen, die man vielleicht nicht sagen sollte. Aber ich wei§, dass Ihr die Eigenart Eurer ršmischen Kinder kennenlernen mŸsst; sie lassen sich viel eher durch liebes Entgegenkommen als durch andere Gewalt und durch harte Worte fangen und binden. Ebenso wisst Ihr, wie sehr es Euch und der heiligen Kirche nottut, dieses Volk in Gehorsam und Ehrfurcht gegen eure Heiligkeit zu bewahren, denn dort ist das Haupt und die Quelle unseres Glaubens. Und ich bitte Euch demŸtig, achtet darauf, nur so viel zu versprechen, als Euch mšglich ist, restlos zu erfŸllen, damit nicht etwa Schaden, Schande und Verwirrung daraus folgt!Ò (Brief 22 vom 30. Januar 1380)

ã...Das Licht des Geistes hatte ich in der ewigen Dreieinigkeit geschaut. Und ich sah in diesem Abgrund die WŸrde des Menschen, dem Vernunft eigen ist; und sah das Elend, in das der Mensch durch die Schuld der TodsŸnde fŠllt und sah die Notwendigkeit der heiligen Kirche, die Gott in meinem Herzen offenbarte... Ich sah, dass diese Braut, die Kirche, Leben spendet; und dass sie solche FŸlle des Lebens in sich hat, dass niemand sie tšten kann und dass sie Kraft und Licht spendet, und dass keiner sie schwŠchen noch in ihrer Wesenheit verdunkeln kann; und ich sah, dass ihr Reichtum niemals versiegt, sondern stets wŠchst. Da sprach Gott, der Ewige (zu mir): Die Grš§e dieser WŸrde, die dein Geist nicht zu erfassen vermag, ist euch durch mich geschenkt. Blicke also  hin mit Schmerz und Bitterkeit, und du wirst sehen, das man nur durch das Šu§ere Gewand, nŠmlich durch das, was zeitlich ist, zu dieser Braut gelangt. Aber du siehst die WŸnsche derjenigen, die ihr Mark suchen, nŠmlich die Frucht des Blutes. Wer aber den Preis der Liebe nicht in wahrer Demut und im Lichte des Glaubens trŠgt, dem bringt diese Frucht nicht Leben, sondern Tod; und er handelt wie ein Dieb, der  fremdes Eigentum stiehlt. Denn die Frucht des Blutes gehšrt jenen, die den Preis der Liebe bringen; ist doch die Kirche gegrŸndet auf Liebe und selber Liebe. Und aus Liebe will ich – spricht Gott, der Ewige -, dass jeder ihr dementsprechend spende, wie er empfangen hat, so wie ich meine Diener auf verschiedene Weise dienen lasse. Aber ich muss trauern darŸber, dass ich keine Diener hier finde, es scheint, dass jeder sie verlassen hat. Doch ich werde Abhilfe schaffen. Da wuchs der Schmerz und das Feuer meines Verlangens in mir und ich schrie empor zu Gottes Angesicht: ãWas kann ich tun, o unschŠtzbares Feuer?Ò Und seine GŸte antwortete mir: ãOpfere dein Leben von neuem auf. Und gšnne dir niemals Ruhe. Zu dieser Arbeit habe ich dich berufen und bestimmt, dich und alle, die dir folgen werden. Seid also darauf bedacht, dass euer Verlangen niemals nachlasse, sondern stets wachse; denn ich stŸtze euch in Liebe mit meiner Gnade, kšrperlich und geistig. Auf dass euer Geist sich mit nichts anderem befasse, habe ich einen Sporn demjenigen gegeben, den ich zu eurer Leitung berufen habe, und ich habe ihn in geheimnisvoller Weise neu in dieses Amt eingesetzt... Ihr aber sollt in demŸtigem, treuem Gebet und in jenen notwendigen MŸhen der Kirche dienen, die dir und ihnen von meiner GŸte aufgetragen werden, jedem nach seiner Stellung. Gib also um meinetwillen in všlliger SelbstentŠu§erung dein Leben, dein Herz, diene Liebe dieser Braut, der Kirche, hin. Schau auf mich und erkenne den BrŠutigam jener Braut, den obersten Hirten nŠmlich, und siehe auf seine gro§e, heilige Absicht. Und wie die Braut einzig ist, so auch der BrŠutigam. Ich gestatte, dass er in seiner Art, wenn er auch ma§los ist, durch die Furcht, die er seinen Untergebenen einflš§t, die heilige Kirche reinigt. Aber andere werden kommen, die sie wieder mit Liebe erfŸllen und leiten werden; und es wird mit dieser Braut geschehen wie mit der Seele: zuerst ergreift sie Furcht und dann, wenn sie von Lastern befreit ist, erfasst Liebe sie und bekleidet sie mit dem Gewand der Tugend...Du aber sage meinem Stellvertreter, dass er sich seiner Macht entsprechend beruhige und jedem den Frieden verleihe, der ihn empfangen will. Und sage den SŠulen der heiligen Kirche, sie mšgen, falls sie dem gro§en Verderben Einhalt setzen wollen, folgenderma§en handeln: sie sollen sich einigen, sie sollen den anderen ein Mantel sein, um die Ma§regeln zu verdecken, die ihnen an ihrem Vater fehlerhaft erscheinen; sie sollen ein geordnetes Leben fŸhren und sich auf der Seite derer einfinden, die mich lieben und fŸrchten, indem sie sich selbst verdemŸtigen. Dann werde ich, der ich das Licht bin, ihnen jenes Licht geben, das der Kirche notwendig ist. Und wenn sie eingesehen haben, was sie tun sollen, dann sollen sie es in wahrer Eintracht, kŸhn, rasch und mit gro§er †berlegung meinem Statthalter unterbreiten. Dann wird er gezwungen sein, ihrem guten Willen nicht zu widerstehen, weil er ja doch heilige, gute Absichten verfolgt... (Brief 37)

 

 

3.    Aus den Briefen an Kardinal Pierre dÕEstaing:

ã...Ich will, dass Ihr den Spuren des gekreuzigten Christus folgt mit einem mŠnnlichen Herzen und mit tatbereiter Besorgtheit, indem Ihr Euch nicht gehen lasst, weder durch Schmerz, noch durch Annehmlichkeit, sondern ausharrt bis zum Ende in dieser und in jeder anderen TŠtigkeit, die Ihr unternehmt fŸr den gekreuzigten Christus. Achtet, auszurotten die Schlechtigkeit und das Elend der Welt, die aus den vielen Fehlern kommen, die begangen werden und dem Namen Gottes zur Schmach gereichten!... Bindet Euch an den gekreuzigten Christus und folgt seinen Spuren mit wahren, wirklichen Tugenden! Und mit den NŠchsten verbindet Euch durch die Taten der Liebe!Ò (Brief 23 vom Sept. 1370)

...Ich verlange, euch als mannhaften und nicht als Šngstlichen Menschen zu sehen, damit Ihr mannhaft der Braut Christi dient, wirkend fŸr die Ehre Gottes, geistlich und zeitlich, gemŠ§ dem, was in dieser Zeit diese sŸ§e Braut nštig hat. Ich bin gewiss, wenn das Auge Eures Verstandes aufblickt, ihre Not zu sehen, werdet Ihr es eifrig und ohne jede Furcht und NachlŠssigkeit tun. Die Seele, die in knechtischer Furcht fŸrchtet – keine Handlung von ihr ist vollkommen! Und in welchem Stande sie immer auch sei, in den kleinen Dingen wie in den gro§en, immer versagt sie; was sie anfŠngt, fŸhrt sie nicht zur Vollendung. O wie gefŠhrlich ist diese Furcht! Sie schneidet dem heiligen verlangen die Arme ab. Sie macht den Menschen blind und lŠsst ihn die Wahrheit nicht sehen noch erkennen. Denn die knechtische Furcht geht hervor aus der Blindheit der Eigenliebe zu sich selbst. Sobald nŠmlich das vernunftbegabte Geschšpf sich mit sinnlicher Eigenliebe liebt, fŸrchtet es sofort. Und der Grund, warum es fŸrchtet? Weil es seine Liebe und seine Hoffnung auf ein schwaches Ding gesetzt hat, das in sich keine Festigkeit und BestŠndigkeit hat, vielmehr vorŸbergeht wie der Wind. O Verkehrtheit der Liebe, wie schŠdlich bist du den geistlichen... Wenn einer PrŠlat ist, bessert er sich nicht, denn er fŸrchtet die PrŠlatur zu verlieren und seinen Untergebenen zu missfallen. Und so ist diese falsche Selbstliebe auch den Untergebenen in gleicher Weise schŠdlich, denn Demut ist nicht in jenem, der sich mit einer derartigen Liebe liebt; vielmehr eingewurzelter Stolz und der Stolz ist niemals gehorsam... weil also die Eigenliebe zusammen mit der ungeordneten Furcht gefŠhrlich ist, ist diese zu fliehen und ist das Auge des Verstandes zu šffnen, um das unbefleckte Lamm vor Augen zu haben, das uns Regel und Lehre ist, und ihm mŸssen wir folgen. Denn es ... sucht nichts anderes als die Ehre des Vaters und unser Heil. Es fŸrchtet nicht die Juden und ihre Verspottung, nicht die Bosheit der DŠmonen, noch Verleumdung oder Spott, noch grobe Behandlung. Und zuletzt fŸrchtet es auch nicht den schmachvollen Tod am Kreuze. Wir sind die SchŸler, die in diese sŸ§e und anmutige Schule gegeben sind... achtet also auf nichts anderes als auf die Ehre Gottes, das heil der Seelen und auf den Dienst an der sŸ§en Braut Christi. Denn mit diesem Lichte werdet Ihr ablegen die Eigenliebe zu euch selbst und anziehen die gšttliche Liebe... Ihr seht doch gar wohl, dass die gšttliche GŸte Euch in den geheimnisvollen Leib der heiligen Kirche gesetzt hat, Euch nŠhrend an der Brust dieser sŸ§en Braut, allein weil Ihr esst am Tisch des heiligen Kreuzes die speise der Ehre Gottes und des Heils der Seelen. Er will nicht, dass anders gegessen werde als am Kreuz, im Tragen der leiblichen MŸhe mit vieler Angst des Verlangens. So machte es der Sohn Gottes, der zusammen die Qualen des  Leibes und den Schmerz des Verlangens trug. Und grš§er war das Kreuz des Verlangens als das leibliche Kreuz. Und sein Verlangen war dieses: der Hunger nach unserer Erlšsung, um den Gehorsam gegen den ewigen Vater zu vollbringen... Ich bitte euch also um der Liebe des gekreuzigten Christus willen, dass Ihr mannhaft handelt und die Ehre Gottes fšrdert, wann und wie viel Ihr kšnnt, ratend und helfend, dass das Laster vernichtet und die Tugend erhšht werde... Ich bin gewiss: wenn Ihr den neuen Menschen, Christus, den sŸ§en Jesus, angezogen und den alten Menschen, das ist die eigene Sinnlichkeit abgelegt habt, dann werdet Ihr eifrig (Euren Dienst an den Seelen und an der Braut Christi, der Kirche) ausfŸhren, weil Ihr dann der knechtischen Furcht ledig seid. Auf andere Weise wŸrdet Ihr es niemals fertig bringen...Ò (Brief 24 vom Okt. 1370)

 

4.    Aus dem Brief an den Apostolischen Nuntius Gerard du Puy:

ã...Zwei besondere Dinge, durch die die Braut Christi entstellt wird, sollten verschwinden am lieben Christus auf Erden (am Papst): das eine ist die zu gro§e Sorge und ZŠrtlichkeit fŸr seine Verwandten..., das andere das Zuviel an Milde, das in einer Ÿbertriebenen Barmherzigkeit begrŸndet ist. O weh, o weh! Das ist ja die Ursache, dass die Glieder (des geheimnisvollen Leibes Christi) faulen, weil die Zurechtweisung unterbleibt! Und besonders gelten Christus drei verkehrte Laster als †bel (in der Kirche): die Unreinheit, die Habsucht und der aufgeblŠhte Stolz, der in der Braut Christi herrscht, nŠmlich in den (Priestern, vor allem in den) PrŠlaten, die auf nichts achten als auf VergnŸgen, WŸrden und Reichtum. Sie sehen die hšllischen DŠmonen die Seelen der ihnen Anvertrauten davontragen und kŸmmern sich doch nicht darum; sie sind nŠmlich Wšlfe geworden und WiederverkŠufer der gšttlichen Gnade. Da braucht es also eine starke Gerechtigkeit, um diese zurechtzurichten; denn das zu gro§e Erbarmen ist die grš§te  Grausamkeit. Aber mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sollte zurechtgewiesen werde...Ò (41. Brief vom Oktober 1371)

 

5.    Das Kapitel 123 im ãDialogÒ (eigentlich: ãLibro della divina provvidenzaÒ, zwischen 1377-78 entstanden): Hier spricht Gott die hl. Caterina so an: ãHšre jetzt, vielgeliebte Tochter! Damit du und meine anderen Diener mehr Grund habt, mir fŸr sie demŸtige, andauernde Gebete darzubringen, will ich dir das sŸndhafte Leben von nur zu vielen meiner Priester zeigen und beschreiben. Nach welcher Seite du auch schaust, auf Weltpriester oder Ordensleute, auf den niederen Klerus oder auf die PrŠlaten, auf junge oder alte Leute jeden Standes, Ÿberall siehst du nur Beleidigungen. Alle verbreiten sie die Ansteckung ihrer TodsŸnden, aber dieses Gift kann nicht mich erreichen noch mir schaden, nur ihnen allein ist es tšdlich... Wei§t du, meine Tochter, welches die Grundursache ihrer Verirrung ist? So vernimm es mit dem Weh und der Bitterkeit deines Herzens! In der Eigenliebe, in der Liebe zu sich selbst ist der Baum des Stolzes entsprungen, der die Blindheit zum Schšssling hat, den Mangel an Unterscheidung. Entblš§t des Sinnes fŸr das Geistige, setzen sie sich kein anderes Ziel mehr, als Ehre und Ruhm. Sie lauern auf hohe PrŠlaten WŸrden, sie haben keinen anderen Ehrgeiz als den nach Prunk und Verweichlichung des Leibes, fŸr mich aber haben sie nur Widerwillen und Beleidigungen. Sie schreiben sich selbst das zu, was ihnen nicht gehšrt, und geben mir, was mir nicht gehšrt. Mein aber ist der Ruhm, die Ehre meins Namens, das schuldeten sie mir! Sie hŠtten ein Anrecht auf den Hass ihrer eigenen Sinnlichkeit durch wahre Selbsterkenntnis und auf das GefŸhl ihrer UnwŸrdigkeit im Hinblick auf das gro§e Geheimnis, das ich ihnen anvertraut habe. Sie aber, ganz angeschwollen von Stolz, kšnnen sich im Gegenteil nicht daran satt tun, die Erde der ReichtŸmer und der weltlichen VergnŸgungen zu verschlingen. Sie sind gierig, habsŸchtig, geizig gegen die Armen; und dieser Geiz geboren aus der sinnlichen Eigenliebe, lŠsst sie die Sorge fŸr die Armen vernachlŠssigen. Sie haben Gedanken und Sorgen nur fŸr die zeitlichen Dinge und meine Schafe, deren Obhut ich ihnen anvertraut habe, sind in ihren HŠnden Schafe ohne Hirten. Sie weiden sie ja nicht, weder geistig noch zeitlich.

Sie verwalten zwar, es ist wahr, geistig die Sakramente der heiligen Kirche, deren Kraft ihre Schuld weder zerstšren noch vermindern kann. Aber sie ernŠhren nicht die Seelen durch ihr inbrŸnstiges Gebet, durch das glŸhende Verlangen nach ihrem Heil und durch ein ehrbares, heiliges Leben. Noch ernŠhren sie ihre Untergebenen mit zeitlichen Dingen, teilen den Armen nicht die GŸter der Kirche aus, die sie in drei Teile teilen sollen, wie ich dir gesagt habe: den ersten fŸr ihren Eigenbedarf, den zweiten fŸr die Armen, den dritten zum Nutzen der Kirche. Weit entfernt davon, teilen sie nicht nur nicht an die Armen aus, was sie ihnen schulden, sondern entblš§en die anderen noch durch Simonie. Aus Liebe zum Geld verkaufen sie die Gnade des Hl. Geistes. Oft sogar erreichen sie einen solchen Grad der Schlechtigkeit, dass sie, was ihnen umsonst gegeben ward, damit sie es ebenso weitergeben, denen verweigern, die es brauchen, bis sie die Hand gefŸllt bekommen und man ihnen zahlreiche Geschenke gemacht hat, ihre Liebe zu denen, die ihnen unterstellt sind, bemisst sich genau nach dem Gewinn, den sie aus ihnen herausziehen, nicht mehr und nicht weniger. Alle EinkŸnfte der Kirche gehen auf den Einkauf prŠchtiger GewŠnder, um sich fein gekleidet zu zeigen, nicht wie geistliche und Ordensleute,  sondern wie Herren und Hšflinge; sie haben Geschmack an schšnen Pferden, zahlreichen goldenen und silbernen GefŠ§en zur Zierde ihres Hauses und verwenden auf diesen Besitz,  auch wenn es ihrem Stand noch so fremd ist,  eine gro§e Herzenseitelkeit, die sich in der Unordnung und im Leichtsinn ihrer Reden kundgibt. Sie trŠumen nur von GastmŠhlern und machen den Bauch zu ihrem Gott; ma§los essend und trinkend verfallen sie dabei alsbald in Unreinheit und Ausschweifung. Wehe, wehe Ÿber dieses ihr elendes Leben. Sie verprassen mit Huren, was des sŸ§en Wortes, meines eingeborenen Sohnes, ist, erworben um den Preis so vieler Leiden am Holz des Kreuzes! So zerrei§en und verschlingen sie durch tausend grausame Ma§regeln die durch das Blut Christi erkauften Seelen. So ernŠhren sie ihre eigenen Kinder mit dem Erbteil der Armen!

O Tempel des Teufels! Ich hatte euch (Priester) erwŠhlt, dass ihr Engel seiet in diesem Leben auf Erden, und ihr seid DŠmonen! Und ihr habt das Amt der bšsen Geister erwŠhlt, die jene Finsternis verbreiten, die sie selber sind; die bšsen Geister arbeiten, so viel an ihnen liegt, durch ihre Angriffe, ihre Versuchungen, um die Seelen der Gnade zu berauben, indem sie sie in die TodsŸnde ziehen... Tun das nicht auch jene UnglŸcklichen, die dessen unwŸrdig sind, meine Diener genannt zu werden? Sie sind eingefleischte Teufel, weil sie sich durch ihre eigenen SŸnden dem Willen des bšsen Geistes gleichfšrmig gemacht haben und dadurch selbst die TŠtigkeit von bšsen Geistern ausŸben. Sie teilen mich, die wahre Sonne, inmitten der Finsternis der SŸnde aus und verbreiten so die Finsternis ihres ungeordneten sŸndhaften Lebens auf die Ÿbrigen Geschšpfe aus, die ihnen unterstellt sind. Sie bedecken die Seelen mit Schande und erfŸllen sie mit Schmerz, die auf diese Weise Zeugen ihres zŸgellosen Lebens sind. Oft werfen sie sogar Zweifel und Beunruhigung in die Gewissen, die sich vom Stand der Gnade und vom Weg der Wahrheit abbringen lassen. Und sie in die SŸnde hineinziehend fŸhren sie sie den Weg der LŸge, obgleich die, welche ihnen folgen, trotzdem keine Entschuldigung haben, denn keine Macht kann sie  ja zur TodsŸnde zwingen, weder die der sichtbaren DŠmonen, noch die der unsichtbaren bšsen Geister. Niemand darf sein Leben nach dem einrichten und das nachahmen, was sie tun. Was sie sagen, solltet ihr tun, rŠt euch meine Wahrheit im heiligen Evangelium. Die Lehre, der ihr folgen mŸsst, ist jene, die euch gegeben ist im mystischen Leib der heiligen Kirche... Nicht ihr schlechtes Beispiel ahmt nach, sofern ihr ihnen nicht in das UnglŸck und Verderben folgen wollt, das sie verdienen; hŸtet euch aber auch, dass ihr sie bestrafet, denn dadurch wŸrdet ihr mich beleidigen. Lasst ihr schuldbeladenes Leben, sammelt von ihnen nur die Lehre. †berlasset aber mir das Strafgericht, denn ich bin der gute, ewige Gott, der jede gute Handlung belohnt, jede SŸnde bestraft. Dadurch, dass sie (diese schlechten Priester) meine Diener sind, sind sie meiner Rache nicht weniger ausgesetzt; ihre (priesterliche) WŸrde schŸtzt sie nicht gegen meine Gerechtigkeit. Im Gegenteil, viel hŠrter noch als die anderen werden sie bestraft werden, wenn sie sich nicht bekehren, weil sie von meiner GŸte mehr empfangen haben. Dadurch, dass sie mich so elend beleidigen, ziehen sie sich eine umso schwerere Strafe zu. Sie sind DŠmonen, du siehst es ja wohl, wie umgekehrt meine auserwŠhlten Engel auf Erden sind, die beauftragt wurden Engelsdienste zu verrichten!Ò

Zu dieser Klage Gottes im ãDialogÒ Caterinas passt noch, was sie an die verfeindeten Priester in Semignano (wahrscheinlich nach 1375) geschrieben hat: ãAch, wo ist nur die Reinheit der Diener Gottes! Ihr verlangt  fleckenlose Reinheit des Kelches, dessen Ihr euch am Altare bedient und weigert Euch, einen unreinen Kelch zu benutzen. Bedenket also, dass Gott, die hšchste Wahrheit, eine gleiche Reinheit von Eurer Seele fordert! Wehe mir, wir sehen Ÿberall das Gegenteil! Jene, die Tempel Gottes sein sollen, sind zu SchweinestŠllen geworden; sietragen das Feuer des Hasses und der Rache und bšsen Willen in ihrer Seele... Wie, Gott habe der Erde noch nicht aufgetragen, Euch zu verschlingen, noch den wilden Tieren befohlen, dass sie Euch zerrei§en? Ja, Gott befiehlt noch immer der Erde, dass sie Euch ihre FrŸchte schenke und dass die Sonne Euch Licht und WŠrme spende,  und die Gestirne rollen weiter in ihren Bahnen, damit Ihr lebet und Zeit zur Reue habet! Und dies alles tut er aus Liebe!Ò (Brief 47)

Man mŸsste noch, um Caterinas Sicht vom Amtspriestertum klar zu machen auf ihre Briefe an ihre BeichtvŠter hinweisen. Nur auf die Einleitung  aus dem letzten Brief, den Caterina an Raimund von Capua kurz vor ihrem Tod, am 15. Februar 1380, geschrieben hat, sei noch hingewiesen, weil sie sich da so ergreifend schšn ãMagd und Sklavin der Knechte Jesu ChristiÒ, also der Priester, nennt und Mahnungen gibt, die wie fŸr jeden guten, unter der heutigen Situation der Kirche leidenden Priester geschrieben klingen:

ãIch, Caterina, Magd und Sklavin der Knechte Jesu Christi, schreibe Euch ins einem kostbaren Blute; seid eine neugegrŸndete SŠule im Garten der heiligen Kirche, ein treuer BrŠutigam der Wahrheit, wie Ihr es sein sollt! Dann wird sich glŸcklich preisen meine Seele. Und darum will ich nicht, dass Ihr irgendeiner TrŸbsal oder Verfolgung wegen zurŸckscheut, sondern will, dass Ihr Euch im UnglŸck sogar rŸhmt, denn nur durch unser Ausharren zeigen wir unser Liebe und Standhaftigkeit und ehren den gšttlichen Namen, anders aber nicht. Jetzt ist es Zeit, teuerster Vater, sich ganz zu verlieren und sich selbst zu vergessen, wie es die gro§en Arbeiter (im Weinberg des Herrn) taten, die mit so gro§er Liebe und Sehnsucht ihr Leben hingaben und, in stetem demŸtigem Gebet bis zum Tod ausharrend, diesen Garten Gottes mit ihrem Blute trŠnkten. Sehet zu, dass ich Euch nicht Šngstlich und furchtsam sehen muss und dass Ihr Euch nicht etwa gar schon vor Eurem eigenen Schatten fŸrchtet! Seid vielmehr ein mannhafter KŠmpfer und trennt Euch nie vom Joch des Gehorsams, das der oberste Hirte Euch auferlegt hat. Und auch im Orden wirket, was Ihr zur Ehre Gottes wirken kšnnt. Denn das fordert die gro§e GŸte Gottes von uns; und zu keinem anderen Zweck hat er uns gesandt. Seht doch, wie bedrŠngt die heilige Kirche jetzt ist: in allem ist sie ganz verlassen ... und verlassen wie die Braut ist auch ihr BrŠutigam...Ò (Brief 102)

Die letzten zwei Lebensjahre verbrachte Caterina auf Wunsch des Papstes in Rom. Sie verbrachte hier ihre Zeit in Gebet, Leiden und Sorgen um die wahre Erneuerung der Kirche, um ihre Einheit und in opferbereiter Hingabe an den Nachfolger Petri, den Papst, den ãsŸ§en Christus auf ErdenÒ, Ÿber den sie an die Signorie von Florenz schrieb: ãWir kšnnen unser Heil nicht anders erlangen als im mystischen Leib der heiligen Kirche, dessen Haupt Christus ist und dessen Glieder wir sind. Wer dem Christus auf Erden, der den Christus im Himmel vertritt, nicht gehorcht, der nimmt am Blute des Gottessohnes nicht teil. Denn Gott hat es so eingerichtet, dass durch dessen HŠnde Christi Blut und alle Sakramente der Kirche zu uns kommen. Es gibt keinen anderen Weg und keine andere Pforte (zum Heil) fŸr uns!Ò

Trotz ihrer Qualen und Leiden schleppte sich Catharina in diesen letzten ršmischen Monaten jeden Morgen eine Meile weit zum Petersdom, um dort zu beten. ãAm liebsten wŸrde ich diesen Ort weder bei Tag noch bei Nacht verlassen, bis ich dieses Volk ein wenig beruhigt sehe und geeint mit dem Papst.... Ich sann nur noch darŸber nach, wie ich mich Gott zum Opfer fŸr die heilige Kirche darbringen kšnne. Darauf brŸllten die DŠmonen furchtbar wider mich auf... Ich aber schrie: ãO ewiger Gott, empfange das Opfer meines Lebens in dem mystischen Leib der heiligen Kirche... Nimm mein Herz und drŸckÔ es aus Ÿber dem Angesichte Deiner Braut!ÒÒ

In St. Peter betrachtete Catharina gern das Mosaik von Giotto, das darstellt, wie Christus das sturmumpeitschte Schiff der Kirche rettet und dem auf den Wassern schreitenden Petrus hilft. Eines Tages glaubte sie, dieses Schiff der Kirche sei dem Untergang nahe. Sie wollte es retten, fŸhlte sich aber von aller Kraft verlassen. Das Schiff schien auf sie zuzukommen, sie spŸrte die Ÿbergro§e Last auf ihren Schultern und brach unter ihr zusammen. Man trug sie nach Hause bei S. Maria sopra Mierva, wo sie regungslos liegen musste, weil die geringste Bewegung ihr furchtbare Pein verursachte. Bald schon hatte sie ausgekŠmpft. Ihr letzter Schrei fasst ihr Leben im Wort ãBlutÒ zusammen: ãDu, o Herr, rufst mich, und ich komme zu Dir. Ich komme nicht dank meiner Verdienste, sondern allein dank Deiner Barmherzigkeit, welche Barmherzigkeit kraft Deines Blutes ich von Dir erbitte. Blut, Blut!Ò

So starb Caterina, diese ãin christozentrischer Verehrung des kostbaren Blutes und in kirchenmystischem Glauben lebende, hoch begnadeteÒ Kirchenlehrerin, die den Papst, die KardinŠle und Bischšfe und alle Priester so innig und treu liebte und um deren Heiligkeit so sehr besorgt war. Sie kann nicht blo§ der ãBewegung fŸr Papst und KircheÒ, sondern auch dem Priesterwerk eine mŠchtige FŸrsprecherin und Lehrerin sein.

 

BenŸtzte Literatur:

Th. KŠppeli, Briefe der hl. K. v. S. in Auswahl, Vechta 1931

l. Taurisano, Dialogo della s. Saterina d. S., Roma 1947

Dolezich, Caterina von Siena, Freiburg i. Br. 1947

Gisbert Kranz, Caterina v. Siena, in: Politische Heilige I. Bd. (Augsburg 1958) S. 46-72